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Rund um die Kartoffel

Auf dem Hof meiner Eltern wurden unter anderem auch Kartoffeln angebaut. Sie wurden nicht nur für den Mittagstisch sondern auch zum Mästen der Schweine benötigt.
Im Frühjahr ging mein Vater mit seinem selbstkonstruierten Gerät, daß für den Reihenabstand bestimmt war, auf den schon vorbereiteten Acker und zog damit Rillen in den Boden über die ganze Anbaufläche. Meistens benötigte er dafür den ganzen Vormittag. Gleich nach dem Mittagessen gingen meine Eltern dann wieder auf das Feld, Vater mit einem Spaten und Mutter mit einem Drahtkorb für die Pflanzkartoffeln in der Hand. Mit dem Spaten wurde die Erde in ca. dreißig Zentimeter Abstand, genau der gezogenen Rillen nach, ausgegraben. Mutter warf dann in jedes ausgehobene Loch eine Kartoffel hinein, die gleich wieder mit der Erde, die sich noch auf dem Spaten befand abgedeckt wurde. Um das ganze Feld zu bestellen benötigten sie beide meistens zwei Tage.
Nach einigen Wochen waren die Sämlinge aufgelaufen und die Reihen gut erkennbar. Es war nun an der Zeit die Pflanzen mit Erde anzuhäufen. Hierfür hatte sich Vater ein Gerät gebaut, das aussah wie ein Pflug nur mit zwei Riestern (nach beiden Seiten). Mit diesem Werkzeug zog er zwischen den Kartoffelreihen entlang um die Pflanzen mit der aufgepflügten Erde anzuhäufeln. Für diese Knochenarbeit brauchte er meistens zwei Tage. Danach hatten er und die Pflanzen bis zum Herbst Ruhe.
Wenn das Kartoffelkraut das frische Grün verloren hatte, und es welk wurde, war die  Zeit für die Ernte gekommen.
Vater hatte sich schon Gedanken gemacht wie er einen Teil der Kartoffel überwintern konnte. In den Stallungen war nicht genügend Platz um sie alle zu lagern, so musste eine Kartoffelmiete auf dem Feld dafür hergestellt werden. Er hatte sich hierfür schon eine passende Stelle ausgesucht. Mit einem Spaten und Schaufel wurde die Erde dann etwa dreißig Zentimeter tief, in der vorgesehenen Fläche für die Miete, ausgehoben. Die Größe war gut ein Meter breit und ca. fünf Meter lang. Sobald Vater mit seiner Arbeit fertig war, gingen Mutter und Großmutter mit drei Drahtkörben und zwei Kartoffelhacker zu ihm auf das Feld. Nun konnten die Kartoffeln aus der Erde genommen werden. Großmutter und Mutter knieten jeder vor einer Reihe, fassten mit einer Hand das Kartoffelkraut an und mit der anderen schlugen sie mit dem Kartoffelhacker hinter die Staude in die Erde. Durch ziehen des Hackers wurden die Kartoffeln frei und sie konnten in den Korb gesammelt werden. Das Kraut legte man zur Seite. War der Drahtkorb gefüllt, tauschte Vater ihn gegen einen leeren aus und brachte den vollen zur Miete. Dieses wiederholte sich solange bis das Feld abgeerntet war. Die Kartoffeln wurden so in die Miete hinein geschüttet, daß sie von der Erde aus wie ein Dach spitz zu liefen. Sie mussten nun erst trocknen bevor sie mit einer dicken Strohschicht abgedeckt wurden. Die ausgehobene Erde benötigte Vater dazu, um die Miete vollständig damit abzudecken. Die Kartoffeln konnten nun überwintern und waren  vor dem Frost geschützt.
Im Frühjahr, wenn der Kartoffelvorrat im Gebäude zu Ende ging und das Wetter es zu ließ, wurde die Stirnseite der Miete geöffnet. Die hier überwinterten Kartoffeln konnte für den Verbrauch entnommen werden. Hatte Mutter keine Zeit war das eine Aufgabe für meinen Bruder und mich. Ich habe diese Arbeit nicht gerne gemacht, denn häufig hatte man beim einsammeln (was mit beiden Händen geschah) eine verfaulte dabei die unglaublich stank. Manchmal auch eine Kröte, die hier überwintert hatte.

 

 

Der Kartoffelkäfer
Ich erinnere noch, daß wir Kinder in den fünfziger Jahren an manchen Tagen von der Schule aus Kartoffelkäfer sammeln mussten. Mit einem Marmeladenglas, das  mit Salzwasser gefüllt war, gingen wir auf die Kartoffelfelder. Jeder hatte zwei Reihen. Nebeneinander gehend suchten wir das Kartoffelkraut nach dem Käfer ab. In der ersten Zeit, wenn jemand einen gefunden hatte wurde der seltsame gelbe Käfer mit schwarzen Längsstreifen von allen bewundert, denn so einen hatten wir noch nicht gesehen. Der Entdecker war dann stolz und wurde vom Lehrer gelobt.
Das Suchen nach dem schädlichen Käfer war nur an sonnigen Tagen möglich, denn dann hielt er sich oben auf den Blättern auf.
Die Schüler, die bei der Suche Erfolg hatten und einen oder mehrere vorweisen konnten, bekamen zur Belohnung von der Schule ein Schreibheft.

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