Geschichten vom Pechvogel
Bis zum Eintritt in den Ruhestand war ich als Technischer Revisor in einem großen Werk für Druckmaschinen tätig. Meine Aufgabe bestand darin, gefertigte Teile anderer Mitarbeiter auf Maßhaltigkeit und Richtigkeit nach Zeichnung zu kontrollieren. Meistens waren die Teile in Ordnung, doch hin und wieder wurden auch nicht brauchbare Teile untergemischt, um die Sollstückzahl zu erreichen. Diese wurden von mir, wenn entdeckt, entfernt und der Mitarbeiter bekam das fehlerhafte Teil nicht bezahlt. Sein Akkordlohn wurde dann herabgestuft. Fazit: Schummeln lohnt sich nicht. Wenn Teile dringend zum Einbau benötigt wurden, bekam ich Hilfe. In den Pausen lernte ich den Kollegen dann näher kennen und es wurde auch über Privates gesprochen. Bei diesem jungen Mann, fiel mir auf, dass er sehr still war. Unser Verhältnis wurde mit der Zeit immer freundschaftlicher und er erzählte mir etwas aus seinem schicksalhaften Leben:
Man darf nicht alles glauben. Seit einigen Jahren sei er verheiratet und wohnte mit seiner Frau bei seinen Eltern. Das Verhältnis zwischen seiner Frau und seinen Eltern war nicht gut. Es gab dauernd Streit und nun sei sie ausgezogen. Selbst auf den Vorschlag von ihm, eine andere Wohnung zu suchen, ging sie nicht ein. Nach einer Weile erfuhr er, dass sie einen Freund hatte und bei dem jetzt wohnte. Bei einer zufälligen Begegnung beteuerte sie ihm wieder zurück zu kehren, wenn er für sie beide nun doch eine neue Wohnung nehmen würde. Da er seine Frau unbedingt zurück haben wollte, suchte er nach einer Wohnung und fand auch bald eine. Diese musste aber total renoviert werden. Zur Mietkaution kamen jetzt auch noch die Ausgaben für Tapeten und Farbe dazu. In den Feierabendstunden renovierte er die Wohnung und ließ sie im neuen Glanz erstrahlen. Alles zusammen hatte ihm zwar viel Geld gekostet, aber er freute sich auf die Rückkehr seiner Frau. Als er ihr die fertige Wohnung zeigen wollte, erschien sie mit ihrem Freund. Er wurde von ihr gelobt wie schön er alles hergerichtet hatte und es gefiel ihr sehr. Aber leider hatte sie sich anders entschlossen und würde nicht wieder zu ihm zurück kehren. Sie würde bei ihrem Freund bleiben. Er hatte nun alles getan was sie wollte. Nun besaß er zwei Wohnungen, hatte hohe Kosten gehabt und keine Frau mehr. Er vermutete dass alles geplant war und sie ihn auch noch für deine Dummheit bestrafen wollte. Damit hatte er wohl recht, aber von seiner Frau hatte er keine Ahnung.
Auch Autos haben Macken. Feierabend! Auf dem Heimweg wurde der sonst so treue Käfer meines Kollegen immer langsamer. Getankt hatte er erst vor ein paar Tagen, also konnte es nicht am Benzinmangel liegen. Dann konnte es eigentlich nur noch die Kupplung sein. Als der Wagen anfing zu kriechen wurde es Zeit ihn mit Schieben zu unterstützen. Nicht lange gefackelt und der Kollege stieg während der Fahrt vorsichtig aus dem Wagen aus, hielt sich am Lenkrad und der Autotür fest, und gab dem Wagen für die Weiterfahrt volle Unterstützung. Das Auto wollte nun aber doch zeigen was es konnte, ließ die Kupplung noch einmal fassen und zeigte wofür es da war. Der Kollege konnte sich nur noch festhalten und wurde, mit den Knien auf der Fahrbahn schleifend, mitgezogen. Seine Hose war zerrissen, die Beine blutig und die Schuhe nicht mehr brauchbar. Trotz allem hatte er es noch geschafft wieder in den Wagen zu kommen und ihn und sich sicher nach Hause zu bringen. |
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